Eiszeit
Mitte der 1960er Jahre absolvierte der Sohn meiner mit mir nicht verwandten Patentante eine Banklehre im Ort Zündorf, der damals zur Stadt Porz und heute wie Porz zur Stadt Köln gehört. Zündorf ist also ein Ort, zu dem ich schon eine gewisse Beziehung habe.
Schon die Anreise war damals abenteuerlich. Mit dem Bus der Linie 1, dem "Erkelenzer", wie er im Volksmund hieß, ging es bis nach Rheydt zum Hauptbahnhof. Von dort mit dem Zug, der oft dem Namen "Bummelzug" alle Ehre machte, über Jüchen, Grevenbroich und Pulheim nach Köln. Im Hauptbahnhof ausgestiegen, nahm mich meine Tante an die Hand und es ging zu Fuß bis zum Heumarkt. Dort warteten wir auf die Straßenbahn der Linie 7, die auch heute noch bis Zündorf fährt.
Und dann waren wir da. Ich lernte den kleinen Ort mit seinen pittoresken Gassen und den schönen Partien am Rhein kennen. Am schönsten war es, wenn wir durch die Groov bis ans Rheinufer gingen. Von dort blickte ich immer gerne nach Godorf rüber, wo in der Raffinerie Gase abgefackelt wurden. Was das genau war, dass wusste ich als Kind nicht. Aber Schornsteine, aus denen eine riesige Flamme kam, das faszinierte mich schon.
Auf dem Minigolfplatz von Zündorf habe ich 1966 meine erste Cola getrunken. Das war etwas Besonderes, galt Cola doch für Kinder damals als ausgesprochen "schädlich". Es war eine Pepsi Cola und der Geschmack war, soweit ich mich erinnern kann, recht angenehm.
In diesem Jahr war ich dank des Neun-Euro-Tickets noch mal spontan nach Zündorf gefahren. Fast auf die gleiche Weise wie 1965/66. Und natürlich mit der Linie 7, allerdings ab Neumarkt. In Zündorf fand ich mich auf Anhieb zurecht. Schon toll, wie ein menschliches Gedächtnis funktioniert. Automatisch landete ich in der Straße, in der der Sohn meiner Patentante damals wohnte, und bei dem wir dort unterkamen.
Auch unten an Rhein war es wie immer. Und in Godorf wurde nach wie vor irgendwas abgefackelt. Selbst die Fähre war noch da. Und die Altarme. Und die Minigolfbahn, inzwischen modernisiert. Dort habe ich natürlich etwas getrunken. Schon klar, was...
Das Eisbüdchen hatte geschlossen, ob an diesem Tag oder generell. Ich vermute mal letzteres. Ein schönes Motiv zum Fotografieren gab es ab. Und ich erinnerte mich. Damals kostete ein Eis im Hörnchen mit zwei Kugeln Eis 20 Pfennige (gut zehn Cent). Daran musste ich denken, als ich auf dem Rückweg in Köln ein Eis erstand. Die Kugel für 1,20 Euro (also 2,40 DM). Das Preis für Eis hat sich vervierundzwanzigfacht.
Damals verdiente ein normaler Arbeiter und kleiner Angestellter zwischen 600 und 800 Mark im Monat. Hätte sich sein Lohn in dieser Zeit auch vervierundzwandzigfacht, dann müsste er heute zwischen 7200 und 9600 Euro Monat verdienen. Tut er aber nicht. Also: Das Eis ist heute also mindestens doppelt so teuer wie damals.
Gute alte Zeiten ;-)