Ahornstrasse 1
Ein spätsommerlicher Vormittag in einem Ort im Kreis Heinsberg. Das Sonnenlicht taucht die Siedlung in freundliches Licht. Ein Haus sticht mit einer Fassade in freundlichem Ocker (oder ist es schon ein blasses Orange?) hervor. Ein Motiv? Einen Augenblick kämpfe ich mit mir. Doch die Kamera ist schon gezückt.
Ja, es ist ein Motiv. Irgendwie schon. Aber was fotografiere ich eigentlich? Den Teil des Hauses, den das Objektiv einfängt? Die kleinen Fenster mit dem Kreuzgitter? Den Briefkasten im Schatten an der Seitenwand? Den Telefonanschluss? Den Schatten der Straßenlaterne? Und wieder die Frage: Ist das überhaupt ein Motiv.
Ein Bild für meine Serie "Laconic perception" (lakonische Sichtweise). Eigentlich wie gemacht dafür. Es beginnt die Standortsuche. Ein Meter nach rechts, ein Schritt nach vorne, ein halber Schritt zurück. Das Bild im Sucher gefällt mir immer besser. Blende, Belichtungszeit. Alles o. k. Den Auslöser gedrückt, der Spiegel klackt, das Licht fällt für den 250ten Teil einer Sekunde auf den Vollformatsensor.
Zuhause wird das Bild abschließend bearbeitet. Ein kleines, feines Bild. Lakonisch in der Aussage, aber nicht unfreundlich. Mitnichten abweisend. Warum fotografiere ich so etwas? Weil ich es als Bild gesehen habe udn dann ein Bild daraus machen muss. Fotografenkrankheit.
Das alte Lied: 1000 Menschen würden hier vorbeigehen, ohne auf die Idee zu kommen, hier ein Foto machen zu wollen. Auch in einer Zeit der smartphonegenerierten Bilderflut. Und doch hat es sich gelohnt, mit dem Auge des Fotografen hinzuschauen.
Meine Fotocommunity-Followerin Bricla hat dies in ihrem Kommentar zu diesem Bild auf den Punkt gebracht: " Viel ist eigentlich nicht zu sehen, deshalb schaut man umso genauer hin, was es denn zu entdecken gibt. Und findet ein dekoratives Fenstergitter, Briefkasten und Nummernschild, und und und... Das Ganze gekonnt und sorgfältig geschnitten - ein kleines Lehrstück. " Danke dafür.