Ästhetisches

Nein, Ästhetik ist nicht die Lehre des Schönen, des Feingeistigen, dessen, was uns im positiven Sinne bewegt. Ästhetik ist im eigentlichen Sinne die Lehre von der Wahrnehmung. Die allwissende Müllhalde (gemeinhin Wikipedia genannt) sagt dazu:  

  • Ästhetik (von altgriechisch αἴσθησις aísthēsis „Wahrnehmung, Empfindung“) war bis zum 19. Jahrhundert vor allem die Lehre von der Schönheit, von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie in der Natur und Kunst. Ästhetik bedeutet wörtlich: Lehre von der Wahrnehmung bzw. vom sinnlichen Anschauen. Ästhetisch ist demnach alles, was unsere Sinne bewegt, wenn wir es betrachten: Schönes, Hässliches, Angenehmes und Unangenehmes. 


Wenn mir hin und wieder mal der Schalk im Nacken sitzt, dann bezeichne ich mich gerne als Ästhet der alten Schule. Ja, dazu stehe ich. Ich begeistere mich für Schönes. Für alles, was durch Gestaltung, Form und Farbe meine Sinne anspricht und meinem Geschmacksempfinden schmeichelt.

Als Fotograf verfolge ich strikt das Prinzip "Ästhetik". Und zwar im Sinne der oben beschriebenen Definition. Eben im Hässlichen, im Banalen, im Alltäglichen, im Tristen und im Desolaten etwas zu finden, was uns und unsere Sinne bewegt. Sehr stark verfolge ich dieses Prinzip in meiner Laconic-Serie und in meinen Street-Aufnahmen. 


Indem ich so schaue, greife ich Gesehenes auf. Gebe es wieder, um Dinge begreiflich zu machen, um Dinge umzudeuten, um Dinge in einen anderen Kontext zu setzen. Um vom Kleinen auf das große Ganze zu schließen.

Die klassische Aufgabe des Ästheten. Ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass ich da nicht aus meiner Haut heraus kann. Dass ich als Fotograf geradezu süchtig nach solchen Motiven bin. 

Sehr deutlich wird dies bei dieser Aufnahme aus der einst selbstständigen Stadt Rheydt, die heute zu Mönchengladbach gehört. In einer Stadt, deren Namen man höchst selten oder fast nie mit Attributen wie schön oder malerisch benutzt, bieten sich einige solcher Motive. 

Hier war es das Zusammenspiel einer Tristesse in Verbindung mit dem vielversprechenden Titel "Beauty Lounge". Indem ich beides zusammenbringe, durch Farbharmonie, Bildaufbau und Wahl des Bildausschnitts füge ich alle Komponenten zusammen, um ein ästhetisch ansprechendes fotografisches Werk zu schaffen. 

Nein, ein ästhetisches Bild muss nicht die perfekte Schönheit zeigen. Ein ästhetisches Bild soll Fotograf und dann auch den Betrachter bewegen. Mich freut es, wenn mir genau dies gelingt.